Mensch und Natur(a)

K1024 DSF4023

Jan Glock - Forstwirtschaft

Bezirksleiter Forstbezirk Taura, Staatsbetrieb Sachsenforst, Foto mit der Alpenländischen Dachsbracke Ole

 

Ort der Fotoaufnahme

Waldgebiet zwischen Taura und Lausa, FFH-Gebiet „Laubwälder der Dahlener Heide“, Vogelschutzgebiet „Dahlener Heide“, Landschaftsschutzgebiet „Dahlener Heide“

Warum ist dieser Natur(a)-Ort für mich bedeutsam?

Wald ist mein Arbeitsplatz, auch wenn ich für ihn meistens am Schreibtisch tätig bin. Dinge aber vor Ort im Wald zu diskutieren und zu entscheiden, ist sehr befriedigend für mich.

 

 Definition Natur

Was ist „Natur“ für mich persönlich?

In unserer heutigen Kulturlandschaft verbinden wir „Natur“ mit Dingen, die sich unabhängig von unserem Handeln entwickeln, wichtig ist für mich, der Umgang damit Heute und in Zukunft. Bezogen auf den Wald, heißt das, Integration von (Natur-)Schutz und Nutzung, dazu zählen auch Flächen, die aus der aktiven Nutzung genommen sind, Flächen also, die ihrer Entwicklung überlassen werden. Naturschutz, verbunden mit naturnaher Nutzung auf der Gesamtfläche ist jedoch m. E. zielführender für Naturschutzziele. Diese Integration des Naturschutzgedankens in die tägliche Arbeit ist daher beim Sachsenforst Erlasslage.

 

Wert der Natur

Was macht aus meiner Sicht den Wert der Natur aus, was ist schützenswert?

Schützenswert ist - ein biologisches Gleichgewicht zu finden und zu erhalten. Dazu gehören Diversität, Arten- und Biotopschutz. Wenn Ökosysteme sich nahe am biologischen Gleichgewicht bewegen sind sie stabil. Das haben die letzten 3 Jahre im Wald einer bis dahin nicht gekannten Belastung durch Hitze, Trockenheit und Sekundärschädlinge sehr gut zur Geltung gebracht – stabile, artenreiche Wälder sind gegenüber äußeren Einflüssen wesentlich besser gerüstet, naturferne Wälder stärker geschädigt. Natur zu schützen bedeutet zunächst, natürliche Abläufe zu verstehen, natürliche Dynamik zu erkennen, vor allem aber die kleinflächigen Wechsel in der Natur als Grundlage, für z. B. die Waldentwicklung (Förster nennen diese Gesamtheit der Grundlagen „Standort“ als Summe von Bodeneigenschaften und Klima) anzunehmen und nicht großflächig einheitlich zu überprägen. Dies ist eine Lehre aus der Waldentwicklung der letzten Jahrhunderte und hat deshalb schon lange auch Eingang in unsere tägliche Arbeit gefunden.

Wie wertvoll ist es für mich in der Natur zu sein? Ich bin gern in der Natur, weil...

…Wald mein Arbeitsplatz ist, ich dort auch gestalten und erläutern kann und der Wald gerade in der letzten Zeit eine besondere Beachtung für den Klimaschutz und die Erholung im Bewusstsein der Menschen erfahren hat.

Auf einer Skala von O (gar nicht) bis 10 (absolut), inwieweit sind Nutzung und Schutz der Natur aus meiner Sicht vereinbar? Was ist leicht, was ist schwierig?

Nutzung und Schutz sind jederzeit vereinbar, es kommt darauf an, welche Ansprüche von der Gesellschaft an den Wald gestellt werden. Der Wald hat drei Hauptfunktionen: Nutz-, Schutz,- und Erholungsfunktion, die überall bestehen und auf der konkreten Fläche unterschiedlich gewichtet werden müssen. So kann in Wirtschaftswäldern die Nutzungsfunktion im Vordergrund stehen, in Schutzgebieten die Schutzfunktion… der Wald sollte jedoch immer so bewirtschaftet werden, dass alle 3 Waldfunktionen ausreichend berücksichtigt werden. Die Schwierigkeit besteht darin, allen diesen Anforderungen, die die Gesellschaft an den Wald stellt, gerecht zu werden. Der Förster von Heute, im Übrigen natürlich jeder Waldbesitzer nach seinen Möglichkeiten genauso, muss Holz als nachwachsenden Rohstoff zur Verfügung stellen, er muss Naturschutzziele berücksichtigen und den Wald für Erholungssuchende attraktiv halten. Das ist die besondere Herausforderung für die Waldbewirtschaftung und setzt sehr viel Kommunikation voraus.

 

Persönlicher Bezug zur Natur

Zu welcher Gelegenheit bin ich in der Natur?

Als Förster bin täglich in der Natur – es ist mein Arbeitsplatz. Aber auch in der Freizeit bewege ich mich natürlich gern in der Natur, sei es im eigenen Garten oder im Urlaub, dann suche ich gern einen Ausgleich am Meer, auf dem Wasser.

Was mache ich am liebsten in der Natur?

Zuerst gehe ich im Wald meinem Traumberuf nach. Hier findet sich aber auch Entspannung vom Alltag, Ruhe. Ich nutze die Zeit aber auch gern, anderen meine Ansichten vom Wald zu vermitteln.

Wo fängt Natur für mich an?

Natur findet sich überall, selbst in der Großstadt. Da ist es besonders bemerkenswert, wie schnell sich die Natur verloren geglaubte Flächen zurückerobert. Natur nenne ich aber auch den Wald, in dem Holz produziert wird und dennoch viele Arten und Lebensgemeinschaften gute Bedingungen finden.

 

Persönlicher Bezug zu Natura 2000

Wo oder wie komme ich mit Natura 2000 in Berührung?

Das Thema Natura 2000 gehört für mich zur täglichen Arbeit, im Forstbezirk Taura gibt es 20 FFH- und 5 Vogelschutzgebiete, die unter diesen Prämissen entsprechend ihrer Besonderheiten bewirtschaftbar und schützenswert sind.

In welchem Zusammenhang habe ich zum ersten Mal von Natura 2000 gehört?

Im Zusammenhang mit Flächenvorschlägen für Natura 2000- Gebiete im Wald, vor ca. 25 Jahren, habe ich mich erstmals intensiv mit dem Thema beschäftigt.

Was wünsche ich mir von Natura 2000?

Mehr Flexibilität im FFH-Regelwerk, das aus meiner Sicht zu statisch ist und nicht ausreichend die der Natur innwohnende Dynamik berücksichtigt.

 

Verhältnis Mensch und Natur

Was ist mir in Bezug auf das Verhältnis Mensch - Natur wichtig?

Zunächst Verständnis: für die Zusammenhänge in der Natur – nur was man versteht kann man auch akzeptieren, berücksichtigen und gestalten. Für naturnahe Nutzung.

Was macht mir Sorgen?

Wenn Natur- und Umweltschutz nur auf wenige Themen und so benannte Gebiete beschränkt bleibt, wenn ein dazu organisierter „Ablasshandel“ persönliche und wirtschaftliche Verantwortung retuschiert.