Der Wermsdorfer Wald umfasst insgesamt 5.100 Hektar und umschließt hufeisenförmig die namensgebende Gemeinde Wermsdorf. Im Nordosten des Waldgebietes liegt der Collm und prägt mit 313 Metern als höchste Erhebung der Region maßgeblich das Landschaftsbild. Aber auch das Wermsdorfer Teichgebiet südlich von Wermsdorf ist wertgebend für die reizvolle Landschaft. Das hier alljährlich im Herbst stattfindende Abfischen ist wahrlich ein Besuchermagnet. Die Wermsdorfer Waldteiche liegen dagegen etwas versteckt im nordwestlichen Bereich des Waldgebietes. Unsere Entdeckertour führt uns vom Kirchenteich, entlang der Drei Teiche zum Doktorteich und Reiherteich. Die Kombination aus Wald und Wasserflächen bietet abwechslungsreiche Eindrücke für die Sinne und ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis.
Wer mit dem ÖPNV anreist, kann die Entdeckertour von Sachsendorf über den Dahlener Weg erlaufen. Von der Bushaltestelle in Sachsendorf bis zum Doktorteich beträgt der Fußweg 2,2 km. Mit der Buslinie 659 gelangt man von Sachsendorf nach Kühren und somit zur Zugstrecke Leipzig - Dresden. Am Bahnhof Kühren hält sowohl der RE als auch die S-Bahn-Linie S3, welche zwischen Halle/Saale bzw. Leipzig und Oschatz verkehrt.Wir starten diese Tour am (1) Parkplatz am Kirchenteich. Von der Alten Poststraße (S 42) aus, die schnurgerade zwischen Wermsdorf und Sachsendorf durch den Wald verläuft, ist der richtige (2) Abzweig zum Parkplatz dank der Ausschilderung zum „Kulturlandschaftsmuseum“ gut auszumachen. Der großflächige Parkplatz liegt etwa 1 km waldeinwärts. Hier befindet sich zugleich eine Schutzhütte, in welcher an Schautafeln über die Geschichte und das Anliegen des Kulturlandschaftsmuseums berichtet wird. Auch zur Historie der Teiche und ihrer Bewirtschaftung kann man sich informieren. Solche Schautafeln begegnen uns auf dieser Tour immer wieder und laden auf eine 3.200 Jahre währende Zeitreise durch die Vergangenheit ein. Weitere illustrierte Tafeln entlang der Wege erläutern zudem die Funktionen des Waldes und der Teiche sowie deren Bedeutung für Tiere und Pflanzen aus heutiger Sicht. Wer sich Zeit nimmt, in die eindrucksvolle Landschaftskulisse einzutauchen und die dargebotenen Informationen auf sich wirken zu lassen, dem wird der über Jahrhunderte währende Wandel der Landschaft im gegenseitigen Einflussvon Mensch und Natur sehr anschaulich vor Augen geführt.
Vom Parkplatz aus folgen wir der Ausschilderung zum „Kulturlandschaftsmuseum“ und zu den Teichen. Nach etwa 300 Metern stoßen wir auf eine (3) Weggabelung. Der links abgehende Weg führt etwas bergan in Richtung Kirche, Burg und Gräberfeld. Wir bleiben jedoch zunächst auf dem befestigten rechten Weg, der ab hier in eine langgezogene Rechtskurve übergeht.
Bevor sich der Kirchenteich vor uns eröffnet, fallen im Waldbestand links des Weges mächtige alte Buchen in unser Blickfeld. Sie bilden neben Eichen und Kiefern den Hauptanteil der Laubmischwälder des Wermsdorfer Waldes. Im Wermsdorfer Wald wird bereits seit 95 Jahren Waldumbau betrieben. Der Wald unterliegt generell im Hinblick auf den Klimawandel sich ändernden ökologischen Rahmenbedingungen. Gleichzeitig sind die gesellschaftlichen Anforderungen sehr vielfältig. Lärmfilter, Temperaturregulator, Wasserspeicher, Holz und Nahrungslieferant, Erholungsort und Lebensraum - ein Wald erfüllt viele Funktionen. Die in den vergangenen Jahrhunderten entstandenen Wälder können dies nicht überall in ausreichendem Maße gewährleisten. Daher soll mit dem Waldumbau von Nadelbaumreinbeständen in mehrschichtige Mischwälder die Nachhaltigkeit aller Waldfunktionen dauerhaft gewährleistet werden. Auf der Hälfte der Waldumbaufläche im Wermsdorfer Wald sollen zukünftig wieder Eichen wachsen. Die Eiche kommt mit den vorherrschenden Bodenverhältnissen am besten zurecht und ist zudem die Hauptbaumart, die von Natur aus ohne Einfluss des Menschen hier vorkommen würde. Neben Buche und Eiche sind als Laubbäume Birke, Hainbuche, Aspe, Linde, Esche und Ahorn im Waldgebiet zu entdecken. Bei den Nadelgehölzen spielt die, zu Beginn des 20. Jahrhunderts dominierende, Fichte neben der Kiefer nur noch eine untergeordnete Rolle.
Die alten Eichen und Buchen im Gebiet sind von hohem naturschutzfachlichen Wert. Insbesondere der Hirschkäfer, der für seine Entwicklung 3 bis 8 Jahre benötigt, ist auf das Vorhandensein von morschem Holz angewiesen. Hier verbringt er als Larve die meiste Zeit seines Lebens, bevor er sich verpuppt und erst nach dem Schlüpfen als erwachsenes Insektvon Juni bis August zu beobachten ist. Das Nebeneinander von strukturreichen Laubwaldbeständen mit einem hohen Alt- und Totholzanteil sowie zahlreichen Gewässern ist zudem beste Voraussetzung als Quartier- und Nahrungshabitat für Fledermäuse. Von den 22 in Sachsen (25 in Deutschland) gezählten Arten, konnten 17 im Wermsdorfer Wald nachgewiesen werden. Dementsprechend rege ist der „Flugverkehr“ des Nachts nicht nur über den Gewässern. Tagsüber bleibt einem die Anwesenheit der flugfähigen Säugetiere dagegen verborgen. Wer aufmerksam ist, dem fallen jedoch zahlreiche aufgehängte Kästen rund um die Drei Teiche und den Doktorteich ins Auge. Bei genauerer Betrachtung sind dies nicht immer Vogelnistkästen, sondern auch Fledermauskästen. Diese bieten nicht nur zusätzlich wertvolle Quartiere, sondern dienen auch der Bestandserfassung. Wer die Tour zur Brutzeit der Vögel im Frühjahr macht und einen Nistkasten entdeckt, sollte hin und wieder innehalten und sich in entsprechender Entfernung gewissermaßen auf die Lauer legen. So lässt sich manchmal die ein oder andere Art beobachten, die man vielleicht noch nie wahrgenommen hat. Zurück zum (4) Kirchenteich bzw. zum „Teich bey der Kirchen zu Nennewitz“, wie er in früheren Schriften bezeichnet wird. Die Grundmauern besagter Kirche begegnen uns später noch auf dieser Tour. Die damals bereits wüste Siedlung Nennewitz dagegen versank mit Anlage der Teiche im 16. Jahrhundert im Wasser. Kaum vorstellbar, wenn man auf dem Damm zwischen Kirchenteich und Drei Teiche steht und über die Wasserflächen blickt. Der Weg über den Damm wird von mächtigen Eichen gesäumt, die älteste wird auf etwa 400 Jahre geschätzt. Blicken wir etwas genauer zum Ufer der Drei Teiche hinab, zeugen zahlreiche Spuren an den Gehölzen vonder Anwesenheit eines weiteren dämmerungs- und nachtaktiven Bewohners. Der Biber fühlt sich hier natürlich sehr wohl und so muss man nach Nagespuren und Biberrutschen (Ein- und Ausstiege zum Gewässer) auf dieser Tour nicht einmal suchen. Die Biberburg ist dagegen, auch wenn sie nicht unbedingt versteckt liegt, nicht ganz so leicht auszumachen.
Am Ende des Dammweges auf der anderen Uferseite des Kirchenteiches befindet sich eine weitere kleine (5) Schutzhütte mit Infotafeln. Wir laufen weiter geradeaus und biegen nach etwa 100 Metern links ab. Der folgende Wegabschnitt engentlang des Ostufers der Drei Teiche ist mit dem Wald rechterhand und dem Wasser linkerhand eine echte Natur-Genuss-Empfehlung. Nach etwa 350 Metern führt ein weiterer (6) Damm über die Teiche und ermöglicht hier bereits den Rückweg zum Ausgangspunkt. Wir bleiben zunächst auf dem Uferweg und folgen diesem weiter geradeaus Richtung Reiher- und Doktorteich. Nach weiteren 200 Metern ragt einekleine (7) Landzunge in die Teiche hinein, die zum Ausruhen auf einer Bank und zum Beobachten einlädt. Sie symbolisiert neben dem zweiten Dammweg gleichzeitig die Teilung des Gewässers in Drei Teiche.
Wir laufen weiter auf dem Weg entlang des Ostufers bis dieser direkt auf den Doktorteich stößt. (8) Hier besteht die Möglichkeit, die Umrundung des Doktorteichs auszulassen und dem Weg nach links Richtung Gräberfeld zu folgen. Wir möchten jedoch noch den Reiherteich in Augenschein nehmen und biegen daher nach rechts ab. In einer langgezogenen Linkskurve geht es nun ohne Blickkontakt zum Wasser etwa 500 Meter durch den Wald. (9) Der Weg teilt sich noch einmal und wir halten uns links in Richtung Ausschilderung Waldhof und Dornreichenbach. Nach ein paar Metern eröffnet sich rechterhand ein malerischer Blick auf den Reiherteich. Links des Weges ist durch die Bäume auch der Doktorteich wieder zu sehen. Da wir diesen umrunden wollen, biegen wir an den nächsten (10) Wegkreuzungen und -gabelungen stets linksab.
Am Südufer des Doktorteichs befindet sich ein (11) bronzezeitliches Gräberfeld mit hügelgrabartigen Steinmalen und Steindecke, welches vom Weg aus ausgeschildert und über einen schmalen Pfad zugänglich ist. Zurück auf dem Hauptweg lädt eine kleine (12) Rasthütte am Wegesrand zum Verweilen ein. Hier gabelt sich der Weg. Wir biegen rechts ab, lassen den Doktorteich hinter uns und sind zurück an den Drei Teichen. Entlang des Nordufers haben wir nochmals einen freien Blick auf die Wasserfläche. Unsere Tour führt uns nun ein Stück weit auf dem bereits bekannten Weg am Ostufer der Drei Teiche entlang bis zum (6) Damm, auf dem wir das Gewässer Richtung Westufer überqueren können. Die Teiche im Rücken führt uns ein schmaler Pfad wieder in den Wald hinein und immer geradeaus zurück zum Parkplatz. Es lohnt sich jedoch, die ausgeschilderten Ruinen der (13) Burg und der (14) Kirche nicht links liegen zu lassen.
Wir wollen vom Standpunkt der Kirche aus noch eine (15) Schlaufe laufen, die uns von Norden her zurück zum Parkplatz führt. Dafür biegen wir vom Hauptweg auf einen schmalen Pfad nach rechts ab. Wir folgen dem Weg so lange geradeaus bis wir auf einen (16) Querweg stoßen. Hier biegen wir links ab, ebenso an der darauffolgenden (16) Wegkreuzung. So gelangen wir zum Parkplatz und zum Ausgangspunkt unserer Tour zurück. Auf diesem Abschnitt können wir die verschiedenen Waldgesellschaften nochmals auf uns wirken lassen. Ist der Wald, in dem wir uns wohlfühlen, zur Ruhe kommen und uns erholen auch der Wald, in dem viele Tiere einen geeigneten Lebensraum finden?