Die Dahlener Heide wird von zahlreichen gut ausgeschilderten Wanderwegen durchzogen. Diese Entdeckertour führt insbesondere durch wertvolle Buchenwaldkomplexe und vorbei an Waldwiesen und Bachtälern, die den naturschutzfachlichen Wert der Dahlener Heide kennzeichnen.
Unser Ausgangsort Lausa bildet das östliche Tor zur Dahlener Heide. Lausa liegt jeweils etwa 10 km zwischen Dahlen im Südwesten und Belgern an der Elbe im Nordosten. Mit der zwischen Torgau (15 km nördlich) und Oschatz (20 km südlich) verkehrenden Buslinie ist Lausa mit dem ÖPNV zu erreichen. Die Entfernung zwischen der Haltestelle direkt am Lausaer Gasthaus und der Entdeckertour beträgt 1,5 km. Wer mit dem Auto anreist, kann dieses ebenfalls in oder am Rande von Lausa abstellen. Auch an der (1) Schutzhütte Paditzgrund, dem Ausgangspunkt der Entdeckertour, ist dafür Platz. Jedoch sollte darauf geachtet werden, dass keine Zufahrten für Forstfahrzeuge versperrt und nur zulässige Wege
befahren werden.
Wir starten unsere Tour an der Schutzhütte und folgen der Ausschilderung „Pfarrbrücke“. Links des Weges fällt der Blick auf die Paditzgrundwiesen, welche den Elsbach säumen. Dessen Verlauf ist auch von Weitem leicht an der linearen Gehölzreihe mittig der Wiesen auszumachen. Waldwiesen und Bäche werden uns bei diesem Rundgang immer wieder begegnen. Sie prägen neben einer Reihe von Teichen das Waldgebiet Dahlener Heide und sind von hohem naturschutzfachlichem Wert. Das kleinflächige Nebeneinander von Gewässern, Offenland und Wald bietet Strukturreichtum und damit Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Unser Weg führt uns direkt in einen Waldbestand mit vielen alten Buchen, vereinzelt Eichen und Kiefern. Da Buchen einen dichten Kronenschluss haben und der Waldboden daher überwiegend beschattet ist, wachsen relativ wenige Pflanzen in der Krautschicht. In Buchenwäldern mit vielen alten Bäumen ist dies besonders ausgeprägt. Sie werden daher auch als Hallen-Buchenwälder bezeichnet und wirken auf den ersten Blick vielleicht artenarm. Doch der hohe Anteil an alten und zum Teil toten Bäumen stellt eine wichtige Lebensgrundlage für viele Lebewesen dar. So ist die Dahlener Heide für das Vorkommen des Hirschkäfers bekannt, welcher als Larve die meiste Zeit seines Lebens, nämlich 3 bis 8 Jahre, in morschem Holz verbringt. Vor allem die im Boden belassenen Baumstubben sind für ihn eine wichtige Kinderstube. Die für Deutschland so typischen Buchenwälder sind durch intensive forstliche Nutzung und das Aufforsten mit standortfremden Gehölzen gefährdet.
Der Weg führt uns (2) über einen Bachlauf und vorbei an einer Waldwiese rechts des Weges. Weiter geradeaus ändert sich der Baumbestand, bis nur noch Kiefern und einzelne Birken dicht an dicht stehen. An der nächsten (3) Waldlichtung halten wir inne. Wiesen rechts und links des Weges geben erneut den Blick frei und laden zum Verweilen ein. Solche Waldrandbereiche sind, wenn man sich unauffällig und leise verhält, ein idealer Beobachtungspunkt für die ein oder andere
Tierbegegnung.
Ein weiterer Zufluss des Elsbaches kreuzt hier den Weg. Wir überqueren diesen jedoch nicht, sondern folgen der Abbiegung steil nach rechts, so dass die Wiese sich nun linkerhand befindet. An der zugleich folgenden (4) Weggabelung halten wir uns wiederum links.
Durch den Baumbestand lässt sich immer wieder ein Blick auf die Waldwiese erhaschen. Im hinteren Bereich hat sich hier aufgrund der Standortverhältnisse und der traditionellen Nutzung als Heuwiese eine Pflanzengesellschaft entwickelt, welche als Lebensraumtyp Pfeifengraswiese unter besonderem Schutz steht. In Sachsen sind Pfeifengraswiesen sehr selten und meist nur noch kleinflächig ausgeprägt. Auf günstigen Standorten wurden sie durch Düngung und ein anderes Pflegeregime in wüchsiges artenarmes Grünland umgewandelt. Andernorts wurde ihre Nutzung aufgegeben, da sie nicht mehr rentabel war. Insbesondere Waldwiesen sind oft schwer zugänglich und mit heutiger Technik nicht möglich zu bewirtschaften.
An der nächsten Möglichkeit biegen wir rechts ab. Es geht bergab, bis wir (5) auf einen befestigten Waldweg stoßen und abermals auf eine Waldwiese blicken. Wir folgen dem Weg nach links, dieser macht eine Rechtskurve und wir queren die Wiese sowie einen weiteren Bachverlauf. Nun macht der Weg eine langgezogene Linkskurve und es geht leicht bergan, rechts vom Weg fällt das Gelände ab. Auch auf diesem Abschnitt sind jede Menge alte Buchen zu sehen, der Bestand wird von Birken und Kiefern durchmischt. Der Weg führt uns durch eine weitere Lichtung links und rechts des Weges und stößt wiederum auf einen (6) Querweg. Diesem folgen wir nun nach rechts bis zu einer Kreuzung, an der eine (7) Schutzhütte zur Rast einlädt. Wer hier nach rechts abbiegt bzw. der Ausschilderung nach Sitzenroda in entgegen gesetzter Richtung folgt, den führt der Weg direkt zurück zum Ausgangspunkt. Wir laufen jedoch weiter Richtung Taura. Der Hohlwegcharakter auf diesem Streckenabschnitt zeugt von der bereits historischen Nutzung des Weges. Durch das Befahren mit Fahrzeugen über viele Jahrhunderte hinweg, hat sich der Weg tief in das Gelände eingeschnitten.
An der nächsten (8) Kreuzung biegen wir wieder rechts ab und befinden uns nun auf dem so genannten Triangelweg, welcher uns vorrangig durch einen dichten Kiefernbestand, aber auch vorbei an einigen Buchenbeständen direkt bis zur (9) Verbindungsstraße zwischen Taura und Lausa führt. Wir überqueren die Straße, dabei sollte der Autoverkehr auf dieser schmalen Waldstraße nicht außer Acht gelassen werden!
Nach einem kurzen Wegabschnitt wird das Gelände zunehmend nass und sumpfig. Wir queren nun den Elsbach, welchen wir zu Beginn der Tour weiter südlich bereits von weitem durch den Paditzgrund haben fließen sehen. Hier, nördlich des Paditzteiches, hat sich ein Erlenbruch mit Schwarzerlen und Seggen gebildet. Solche Feuchtgebiete sind nicht nur das Zuhause der Schwarzerle, die mit ihrem Wurzelwerk auch längere Zeit Überstauung aushalten kann. Im teilweisen besonnten Flachwasser tummeln sich Frösche, kleine Fische und Wasserinsekten. Diese sind wiederum Nahrungsgrundlage für andere Tiere, wie dem Fischotter. Ihm dient der Elsbach als Wanderleitlinie auf seinen ausgedehnten Streifzügen. Im Verbund mit anderen Bächen sowie den Teichen, Grünlandund Waldbereichen bildet die Dahlener Heide einen Lebensraumkomplex, in dem sich der Fischotter mit seinem großen
Raumanspruch besonders wohl fühlt.
An der nächsten (10) Kreuzung folgen wir der Ausschilderung Richtung Forsthaus Puschwitz und biegen rechts ab. Der Weg führt leicht bergan und eröffnet nochmals den Blick auf das Feuchtgebiet rechts des Weges. Erneut tauchen wir in einen großflächigen Buchen-Altbestand ein. Das Gelände hat hier ein ausgeprägtes Relief, welches diesen Wegabschnitt sehr reizvoll macht. An den Hangkanten lassen sich die mächtigen Wurzelteller der Buchen bewundern. Wer das liegende und stehende Totholz einmal genauer betrachtet, stellt fest, dass dieses voller Leben ist. Pilze, Moose, Flechten, Farne und viele Insekten wie Ameisen, Bienen, Wespen, Schmetterlinge und Käfer sind in ihrer Lebensweise hochgradig auf Zerfalls- und Zersetzungsphasen von Holz angewiesen. Dabei nimmt die Zahl der Besiedlungsund Nutzungsmöglichkeiten eines Baumes mit der Alterung und dem Absterben des Holzes sogar zu.
Wir stoßen auf eine (11) Weggabelung und folgen dem rechten Verlauf mit der Ausschilderung nach Lausa. Der Weg schlängelt sich nun weiter durch sehr abwechslungsreiches Gelände, zunehmend dominiert wieder die Kiefer im Baumbestand.
An der nächsten (12) Kreuzung laufen wir weiter geradeaus bis zur darauffolgenden (13) Kreuzung und biegen dort nach rechts ab. Durch den Waldbestand hindurch eröffnet sich linkerhand des Weges in einiger Entfernung wieder der Blick auf eine Waldwiese, die so genannte „Schulwiese“. Eine weitere Pfeifengraswiese aus dem Verbund der ca. 50 Feucht- und Nasswiesen inmitten der Dahlener Heide. Nur durch eine regelmäßige und angepasste Pflege können sie als wertvoller Lebensraum erhalten werden.
Der Weg führt uns wieder zurück zur (14) Verbindungsstraße Taura-Lausa und damit zurück zum Ausgangspunkt unserer Tour. Die Eichen hier an der Straße sowie der Bestand am Rande der Waldwiesen Richtung Norden bis zum Paditzteich sind potenzielle Brutbäume für den Heldbock. Dieser auch als großer Eichenbock bezeichnete Käfer verbringt den Großteil seines Lebens im Inneren besonnt stehender, alter Eichen. Daumengroße Bohrlöcher in der Rinde und so genannte Hakengänge im Holz sowie grobes Bohrmehl am Fuß des Baumstammes verraten das Vorkommen des überwiegend nachtaktiven Käfers. Mit seiner Lebensweise schafft er selbst entsprechende Lebensbedingungen für eine Vielzahl weiterer Insekten, die nach ihm in die Bäume einziehen. Mit bis zu 6 cm ist er nach dem Hirschkäfer der zweitgrößte heimische Käfer unserer Region und hat hier eines seiner letzten Hauptvorkomme in Sachsen.