Natur(a)berichte

Bus-Exkursion ins Mügelner Land

Neben Natura 2000 und dem FFH-Gebiet „Döllnitz und Mutzschener Wasser“ waren alte Kulturlandschaftselemente, traditionelle und moderne Nutzungsformen sowie Artenschutzmaßnahmen Themen der Exkursion.

Daraus entwickelte sich die Frage: Wie schaffen wir es, den Reichtum und die Eigenart unserer seit Jahrtausenden geschaffenen Kulturlandschaft als wesentliche Grundlage der biologischen Vielfalt zu bewahren?

Als regional agierender, gemeinnütziger Verein sind wir im Gebiet des Altkreises Torgau-Oschatz tätig und haben es uns zur Aufgabe gemacht, die über Jahrhunderte entstandene Vielfalt unserer Kulturlandschaft zu bewahren – als Lebensraum für Tiere und Pflanzen und als Lebensgrundlage für uns Menschen. Wesenskern des Landschaftspflegeverbandes ist dabei die freiwillige und gleichberechtigte Zusammenarbeit von Naturschutz, Landwirtschaft und Kommunen. Genauso wichtig ist es uns, die Menschen vor Ort mit einzubeziehen. Ob bei Exkursionen oder der Einladung, uns ganz praktisch bei der Umsetzung von Maßnahmen (wie Pflanzaktionen, Wiesenmahd) zu unterstützen – hierbei wollen wir Naturzusammenhänge vermitteln und Verständnis für die Umsetzung von Maßnahmen fördern, die oft auch als Eingriff in die Natur wahrgenommen werden (z.B. bzgl. der Kopfweidenpflege).
Für die Vielfalt und Schönheit der Natur vor unserer Haustür zu begeistern und damit Naturverbundenheit zu fördern, ist auch Grundlage unseres Projekts Netzstelle Natura 2000.

Mit Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu Natura 2000 haben wir (seit 2013 intensiv) begonnen, weil Natura 2000 bei unserer täglichen Arbeit als Verein oft eine große Rolle spielt. 17 FFH- und 5 Vogelschutzgebiete liegen in unserem Wirkungsbereich, dem Altkreis Torgau-Oschatz. Somit kommen wir bei der Beratung und Koordinierung von Naturschutz- und Landschaftspflegemaßnahmen auch fast immer mit Natura 2000 in Berührung. Viele unserer Projekte, z.B. Maßnahmen für Heldbock, Weißstorch, Ortolan, Kammmolch, Schwarzpappel oder Sanierung von Streuobstwiesen und Kleingewässern oder Kopfweiden- und Heckenpflege, dienen direkt den Zielen von Natura 2000.
Daher möchten wir die FFH- und Vogelschutzgebiete unserer Region bekannt und erlebbar machen, ihre wertvollen und schützenswerten Lebensräume und Arten vorstellen sowie für den Grundgedanken dieses europaweiten Schutzgebietsnetzes werben.

Natura 2000 wurde von den europäischen Mitgliedsstaaten ausgewiesen, um gemeinsam und länderübergreifend ihr Naturerbe als Lebensgrundlage für nachkommende Generationen zu bewahren. Die unter Natura 2000 ausgewiesenen FFH- und Vogelschutzgebiete sichern wichtige Vernetzungsbeziehungen für den Austausch von Arten als Grundlage für die Erhaltung der biologischen Vielfalt. Viele Tier- und Pflanzenarten benötigen barrierefreie Wanderkorridore und vernetzte Teillebensräume, um überleben zu können. Dabei ist biologische Vielfalt keineswegs gleichzusetzen mit einer völlig vom Menschen unberührten Natur. Für die biologische Vielfalt haben ursprüngliche Wildnisgebiete sowie Flächen, die sich die Natur wieder vollständig zurück erobern darf, eine ebenso hohe Bedeutung wie die vom Menschen geschaffene traditionelle Kulturlandschaft.

In Mitteleuropa entstand mit der Auflichtung der einst flächendeckenden Waldbestände eine Landschaft mit enormer Struktur- und Artenvielfalt. Kleine Acker- und Grünlandparzellen, Raine, Hecken, Gebüsche, Gehölzsäume, Baumgruppen, Kleingewässer, Lesesteinhaufen, Trocken- und Stützmauern, Obstgärten und ähnliche Elemente boten während der vorindustriellen, kleinbäuerlichen Landnutzung einen enormen Abwechslungsreichtum an Lebensräumen auf engem Raum. Anfang des 20. Jahrhundert setzte, ebenso überwiegend durch menschliches Handeln bedingt, ein rasanter Rückgang dieser Vielfalt ein. Intensive Landnutzung, Zerschneidung der Landschaft mit Verkehrstrassen, Gewässer- und Luftverschmutzung, Überfischung, Entwaldung und Klimawandel setzen unserer Erde immens zu.

Dies bot den thematischen Rahmen für die Exkrusion ins Mügelner Land. Zu zeigen, dass es nicht darauf ankommt, dass wir die Landschaft nutzen, sondern wie wir das tun und in welcher Intensität.
Auf den ersten Blick ist das Mügelner Land geprägt vom Kaolinabbau, weitläufigen Ackerfluren und großen Obstplantagen. Daneben zeugen alte Streuobstwiesen, Obstbaumalleen und Kopfweidenbestände bereits von der traditionellen Nutzung durch den Menschen.
Wie können wir auch heute Vielfalt bewahren? Welche Möglichkeiten gibt es? Im Rahmen von Fördermaßnahmen als politischer Wille, im Rahmen einer Unternehmensphilosophie (Sachsenobst), als Privatperson und durch ehrenamtliches Engagement… Naturschutz als Gemeinschaftsaufgabe!

Neben dem Bericht aus unserer Projektarbeit danken wir für weitere Ausführungen und die tolle ehrenamtliche Unterstützung: Mario Teumer (ehrenamtlicher Naturschutzhelfer des Landkreises Nordsachsen, Fledermausbeauftragter), Annett Erdmann (Leiterin Ökostation Grüne Welle Umweltverein e.V., ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte, Storchenbetreuerin gemeisam mit Gunter Steinbach), Andreas Lobe (Heimatverein „Mogelin“) und Woflgang Hanns (Obstbauverein Sornzig e.V.).

Nicole Sieck, Projektkoordinatorin Netzstelle Natura 2000

 

Ankunft an der ersten Station
Begrüßung und Einführung
Nicole Sieck (LPV) berichtet über Natura 2000 und die Intention der Exkursion
Kaolinabbau prägt das Landschaftsbild der Region
Mario Teumer (ehrenamtlicher Naturschutzhelfer) gibt einen Einblick in die Geschichte des Kaolinabbaus...
...und wie neue Lebensräume für Flora und Fauna entstehen
Cordula Volkmer (LPV) berichtet über Kopfweiden und den Eremit
Andreas Lobe (Heimatverein Mügeln) zu Geschichte des NSG Kreuzgrund
Wanderung in das Naturschutzgebiet Kreuzgrund
am Teich eines ehemaligen Porphyrsteinrbruchs
Erläuterung der Kopfweidenpflege zur Erhaltung wertvoller Biotopbäume
Gunter Steinbach (ehrenamtlicher Naturschutzhelfer) berichtet über die aktuelle Naturausstattung im Kreuzgrund
mehrjährige Eiche am Kreuzgrund
Herbstfärbung
Rückweg zum Bus
Mittagspause im Kloster Sornzig
Wolfgang Hanns (Obstbauverein Sornzig) zur Geschichte des Klosters und dem Obstanbau
Dankeschön nach der informativen Bus-Führung durch das Obstland
Begrüßung in der Ökostation Grüne Welle in Naundorf
Austausch bei Kaffee und Kuchen aus dem Holzbackofen
Rundgang zu Themen der Ökostation mit Annett Erdmann (Leiterin der Ökostation)
im Naundorfer Park FFH-Gebiet Döllnitz und Mutzschener Wasser
Besichtigung verschiedener Info-Punkte der Ökostation und Austausch zu den Themen