Entdeckertour 2
Eine durch Vulkanismus und Eiszeit geprägte Landschaft… ein tief eingekerbtes und „wildes“ Bachtal mit angrenzenden Auwaldstrukturen inmitten von landwirtschaftlich genutzten Grünländern und Ackerflächen… Geheimnisse um ein nie vollendetes Schloss und ein einsames Grab mitten im Stadtwald… der Fliegerhorst als sichtbares Zeugnis des zweiten Weltkriegs… diese Entdeckertour verbindet Naturerleben und spannende Geschichte vor den Toren der Stadt Oschatz.
Entdecken Sie auf der ca. 7 km langen Route (Teilstrecken möglich) die Flora und Fauna des FFH-Gebietes „Döllnitz und Mutzschener Wasser“.
Wie der Name bereits verrät, folgt das FFH-Gebiet zum einen dem Verlauf des Mutzschener Wasser zwischen Trebsen und Wermsdorf und zum anderen der Döllnitz zwischen Wermsdorf und Riesa. Neben den beiden Fließgewässern schließt es auch deren Zuflüsse - wie den Stranggraben - sowie Stillgewässer, Staudenfluren, Wiesen und Wälder mit ein. Als Lebensraum für zahlreiche Arten erfüllt das Schutzgebiet eine wichtige Verbundfunktion zwischen Mulde und Elbe.
Der Strangraben entspringt einer Quelle westlich von Lampersdorf und mündet nach 4,2 km in Altoschatz in die Döllnitz. Wie ein Hohlweg schlängelt er sich durch die Landschaft und ist von einem schmalen Saum aus Erlen-, Eschen- und Weichholzauenwäldern umgeben. Der Bachlauf bildet immer wieder Schleifen, so genannte Mäander. Die teilweise frei liegenden Wurzeln und überhängenden Äste und Zweige der angrenzenden Gehölze strukturieren das Gewässer. Ruhige und sprudelnde Abschnitte wechseln sich ab. Hier fühlt sich nicht nur der Eisvogel sehr wohl. Der Fischotter nutzt den geschützt verlaufenden Stranggraben als Wanderkorridor. Die Gehölze, mit zum Teil höhlenreichem Totholzbestand, bieten Lebensraum für Spechte und Fledermäuse.
Wir starten die Tour am Anglerparadies (Wegpunkt 1) im Stadtteil Altoschatz. Zwei Parkplatzbereiche (Wegpunkt P) oberhalb dieses ehemaligen Steinbruches bieten die Möglichkeit ein Fahrzeug abzustellen. Ebenso gut ist der Ausgangspunkt zu Fuß von der Oschatzer Innenstadt aus und somit auch mit dem ÖPNV zu erreichen. Die gesamte Entdeckertour eignet sich außerdem für einen Ausflug mit dem Fahrrad.
Das Anglerparadies bietet gleich zu Beginn eine eindrucksvolle Kulisse. Roter Porphyr, der durch Ablagerungen von Lava und Glutwolken entstanden ist, wurde hier einst abgebaut und lässt sich nun in seiner Farbpracht bewundern.
Weiter führt uns die Entdeckertour entgegen der Fließrichtung des Stranggrabens aus der Stadt heraus. Über zwei Betonbrücken oder eine kleine Holzbrücke gelangt man auf den Weg südlich des Baches. Für diesen Abschnitt der Tour sollte man sich Zeit lassen, gibt es hier doch so einiges zu entdecken.
Im Frühjahr, wenn das Laub der Bäume noch nicht den Boden verdunkelt, entfaltet sich ein wahrer Blütenteppich aus Buschwindröschen und Scharbockskraut. Die ersten Insekten schwirren umher und zahlreiche Vögel lassen mit ihren Balzgesängen ein Konzert erklingen. Später im Jahr zur Brutzeit wird es ruhiger. Der den Bach begleitende, Schatten spendende Auwald mit Gemeiner Esche, Schwarzerle und Traubenkirsche filtert nun geradezu den Lärm der Umgebung und lädt ein zum Verweilen, Wahrnehmen und Beobachten.
Die gut ausgebildete Strauch- und Baumschicht bildet in Verbindung mit dem Stranggraben einen vielgestaltigen Lebensraum. Insbesondere liegendes und stehendes Totholz ist von hoher Bedeutung und voller Leben. Zahlreiche Pilze Flechten, Moose, Insekten und allerlei Kleinstlebewesen haben sich auf diese Strukturen spezialisiert und bilden wiederum Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl anderer Tiere. In vom Schwarzspecht gezimmerte Großhöhlen leben als Folgemieter z.B. Hohltaube, Waldkauz und Fledermäuse. Ausgefaulte Großhöhlen, Spalten und Astlöcher bieten z.B. Wildbienen, Hornissen, Baummarder oder Siebenschläfer Brut-, Aufzucht- und Überwinterungsraum sowie Schutz vor Feinden. Verschiedene Reptilien und Amphibien suchen liegendes Totholz als Tagesversteck oder zum Sonnenbad ebenso wie zur Überwinterung auf.
Am des Weges angekommen, offenbart sich wie am Ausgang eines Tunnels die Weite des Offenlandes. Wir folgen der Straße (Flurweg) rechterhand bis zur Kreuzung. Je nach Routenwahl biegen wir hier links ab oder machen einen Abstecher nach rechts zum „Wüsten Schloss Osterland“ (Wegpunkt 2), das auf einem kleinen Hügel über dem Ufer des Stranggrabens thront. Die massiven Reste dieser Ruine lassen so manche Fragen offen. Von wem es erbaut wurde und in welcher Funktion, kann nur vermutet werden. Viele Geschichten ranken sich um diesen geheimnisvollen Ort. Nachlesen kann man diese zum Teil im Unterstand direkt an der Ruine, welcher auch gleichzeitig eine Möglichkeit zur Rast bietet. Links liegen lassen sollte man das Wüste Schloss auf dieser Tour jedenfalls nicht!
Zurück zur Kreuzung und weiter ein Stück die Straße entlang führt uns die Route bis zum Abzweig der Sternallee. Ein Wegweiser zeigt uns die Richtung und macht auch schon auf die nächsten möglichen Ziele der Tour aufmerksam: den Collm und Metzradt´s Grab (Wegpunkt 3).
Warum Carl August von Metzradt hier ganz allein begraben liegt? Noch so eine geheimnisvolle Geschichte, die es hier nachzulesen gibt.
Wir folgen dem weiteren Verlauf der Sternallee durch den Oschatzer Stadtwald. Eine Holzbrücke führt erneut über den Stranggraben. Es geht weiter geradeaus, bis der Weg auf die Wermsdorfer Straße (S38) stößt, die wir überqueren.
An dieser Stelle besteht ebenfalls die Möglichkeit zu parken und die Tour von hier aus zu starten. Weiterhin kann die Route in Richtung FFH-Gebiet „Collmberg und Oschatzer Kirchenwald“ erweitert werden.
Wir halten uns jedoch rechts Richtung Fliegerhorst (Wegpunkt 4) und folgen der Straße „Am Forsthaus“. Etwa 50 m nach dem Abzweig „Alte Wache“ biegen wir erneut rechts ab bis wir wieder auf die Wermsdorfer Straße stoßen. Auf dem Rad- und Fußweg geht es zurück Richtung Oschatz und dem Ausgangspunkt am Anglerparadies. Je nach Jahreszeit und Witterung lassen sich dabei die Segelflieger auf dem Oschatzer Flugplatz beobachten.
Es lohnt sich allerdings auch, die Wermsdorfer Straße vom Fliegerhorst kommend nochmals zu überqueren und am Wüsten Schloss vorbei erneut am Stranggraben zurück zu wandern. Auf dem Rückweg ergeben sich wieder neue Blickwinkel und vielleicht eine Entdeckung, die einem auf dem Hinweg verborgen blieb.