Wir starten diese Entdeckertour am (1) Parkplatz an der Elbebrücke in Torgau. Wer mit dem Zug anreist, folgt vom Bahnhof aus der Ausschilderung des Elberadweges Richtung Riesa und gelangt so direkt zu unserem Ausgangspunkt. Von diesem aus folgen wir weiter dem Elberadweg, fahren am Fischerdörfchen vorbei und queren über eine (2) Fußgänger- und Fahrradbrücke den Torgauer Hafen. Auf der Brücke legen wir einen ersten Zwischenstopp ein.
Unser Blick fällt zuerst auf den Storchenhorst, an dem wir soeben vorbeigefahren sind. Je nach Jahreszeit können hier auch Störche beobachtet werden. Insgesamt sind etwa 60 Horststandorte in der Region Torgau-Oschatz bekannt. Im Zuge des Artenschutzes werden diese regelmäßig erfasst und ggf. instandgehalten. Sogar eine bereits vorgefertigte Nestunterlage, gefertigt aus Weiden- und anderen biegsamen Zweigen, wird dem Storch angeboten. Dennoch bleiben immer wieder Nester leer oder der Bruterfolg aus. Neben dem allgemeinen Flächenverbrauch und Verlust geeigneter Rastflächen auf den Zugrouten, spielt die intensive Landnutzung und zunehmende Trockenheit in den Sommerlebensräumen eine entscheidende Rolle. Das Nahrungsangebot für den Weißstorch schwindet und damit auch sein Bruterfolg.
Von der Brücke aus haben wir auch einen guten Blick auf die Elbe. Wir befinden uns im FFH-Gebiet „Elbtal zwischen Mühlberg und Greudnitz“. Je nach Jahreszeit sehen wir Schafe, die auf den Flächen zwischen Deich und Elbufer weiden. Die eingedeichte Flussaue wird heute hauptsächlich als Grünland genutzt, während außerhalb der Deiche, auf den nährstoffreichen Auenböden, Ackerbau betrieben wird. Von den ursprünglich hier verbreiteten Auenwäldern sind nur noch Relikte vorhanden. Gehölzvorkommen beschränken sich fast ausschließlich auf einzelne Altbäume oder kleine Baumgruppen auf der Böschungsoberkante.
So wie das Land steht auch der Fluss unter der Beeinflussung des Menschen. Wie man von der Brücke aus gut sehen kann, ist das Ufer der Elbe überwiegend befestigt. Abschnittsweise sind Buhnen eingebaut. Der Verlauf des Fließgewässers wurde reguliert, so dass es sich nicht mehr aus den vorgegebenen Strukturen heraus verändern kann. Hoch- und Niedrigwasser können jedoch noch in der Aue wirken. Während der üblichen Frühjahrshochwasser werden die alten Elbarme sowie Senken in der Aue wieder mit Wasser gespeist. Ehemalige Flussschleifen, wie die Alte Elbe Kathewitz, sind wertvolle Lebensräume für eine Vielzahl an Arten, wie zum Beispiel dem Biber. Bei Niedrigwasser kommen am Fluss trockenfallende Uferbereiche, Landzungen oder kleine Inseln aus Sand und Kies zum Vorschein, teilweise mit schlammigem Substrat. Fast der gesamte Verlauf der Elbe zwischen Mühlberg und Greudnitz wird daher dem FFH-Lebensraumtyp „Flüsse mit Schlammbänken“ (LRT 3270) zugeordnet. Hier entwickeln sich einjährige Pflanzengesellschaften, die von naturschutzfachlichem Wert sind. Bei Wasseranstieg verschwinden diese und entstehen im nächsten Jahr wieder neu. Typische Vertreter dieser einjährigen Arten, die sich in ihrem Vorkommen oft auf das Elbtal beschränken, sind z.B. Elbe-Spitzklette, Elbe-Liebesgras und Hirschsprung. Die temporären Sand-, Kies- und Schlammflächen sind auch für Tiere ein wichtiger Lebensraum und werden von Käfern, Spinnen und Heuschrecken besiedelt. Möwen und Greifvögel können hier beim Rasten beobachtet werden. Die Flächen sind außerdem potenzielle Brutstandorte für Flussregenpfeifer und Flussuferläufer. Am Ufer der Elbe, dort wo Abbruchkanten entstehen, graben sich Eisvögel, Uferschwalben und mittlerweile auch die aus dem Süden stammenden Bienenfresser ihre Brutröhren.
Unser erster Tourenabschnitt entlang der Elbe lädt zum ausführlichen Erkunden ein. Viele Entdeckungen können gemacht werden, wenn man sich entsprechend Zeit nimmt und die Natur bewusst wahrnimmt. So können gleichzeitig auch unnötige Störungen vermieden werden.
Machen wir uns also auf den Weg und fahren zunächst auf dem asphaltierten Elberadweg weiter Richtung Riesa, bis der Radweg an einem Deichübergang scharf nach rechts abbiegt. Wir fahren jedoch (3) über den Deich und auf einem Feldweg weiter durch das Deichvorland, vorbei an den Brunnen der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH. Die Gehölzeinfassungen der Brunnen bieten innerhalb der weiträumigen Grünlandflächen wichtige Brut- und Nahrungshabitate für Vögel und Rückzugsräume für Hasen und Rehe. Des Weiteren sehen wir in der Landschaft einzelne Altbäume stehen. Sie dienen den Greifvögeln wie Rotmilan, Mäusebussard, Seeadler und Turmfalke als Ansitz für die Jagd. Man sieht auf diesem Streckenabschnitt einige Neuanpflanzungen von Stieleichen, Flatterulmen und Weiden. So wird dafür gesorgt, dass auch in Zukunft Bäume in der Aue stehen.
Nach einer Weile stoßen wir wieder auf den Deich und fahren (4) nach links. Von nun an wird die Strecke innerhalb der Elbaue über mehr oder weniger bewachsene Wege führen, so dass es auch mal notwendig sein kann, das Fahrrad zu schieben. Wem das zu anstrengend ist, der nutzt ab hier den gepflasterten Deichweg bis Kunzwerda und schließt sich dort im Deichvorland wieder dem Verlauf dieser Entdeckertour an.
Wir möchten jedoch weiter die Elbe erkunden und nehmen den (5) Weg direkt am Elbufer. Die Elbe fließt nun links von uns. Unseren Weg säumen alte Ulmen und Weiden, die teilweise bereits mächtig brüchig sind. Es wird deutlich, wie wichtig die Anpflanzung neuer Bäume bzw. auch der Schutz von Naturverjüngung ist.
Nach etwa 1,5 km sehen wir vor uns alte Brückenpfeiler, passieren diese aber nicht mehr, sondern verlassen den Uferweg wieder und biegen (6) nach rechts in das Deichvorland ab. Wir lassen die Elbe hinter uns und fahren über das Grünland, bis wir auf einen Feldweg stoßen. Diesem folgen wir (7) nach links und fahren nun wieder entlang einiger Brunnen der Fernwasserversorgung. Der Weg führt uns weiter durch eine Ackerflur und eine Kastanienalle, dann quert er den (8) Hochwasserschutzdeich. Wir folgen dem Weg weiter geradeaus, vorbei an altem Streuobstwiesenbestand, bis wir am (9) Weßniger Park wieder auf den Elberadweg stoßen. Hier am Park laden zwei Rasthütten zu einer Pause ein. Der Parkteich gehört, wie der Benkenteich und der Große Teich, die wir auf dieser Tour noch entdecken werden, zum FFH-Lebensraumtyp „Eutrophe Stillgewässer“ (LRT 3150). Eutrophe Gewässer (griech.: gut genährt) sind nährstoffreiche Gewässer. Zum FFH-Lebensraumtyp zählen natürliche und naturnahe Stillgewässer einschließlich ihrer Ufervegetation mit Vorkommen von Schwimm- und Wasserpflanzenvegetation, z.B. mit Wasserlinsendecken, Laichkrautgesellschaften, Krebsschere oder Wasserschlauch. Der Weßniger Park weist neben dem Teich viele Altbäume und Totholz auf und bietet damit einen vielgestaltigen Lebensraum.
Der Elberadweg führt uns nun durch den Ort Weßnig, dessen barocke Dorfkirche als 1. Deutsche Radfahrerkirche seit 2003 für Besucher geöffnet ist. Am Ortsausgang fahren wir am Wasserwerk Torgau-Ost vorbei, wo wir an einem Trinkwasserspender unseren Wasservorrat neu auffüllen und an einem Bienenturm die fleißigen Immen direkt in ihrem Bienenstock beobachten können.
Weiter geht es nun nach Bennewitz. Wir queren die Bundestraße B 182, verlassen damit die Elbaue und tauchen in das Gebiet der Dahlener Heide ein. In (10) Bennewitz bestehen drei verschiedene Routenmöglichkeiten für den weiteren Verlauf dieser Entdeckertour. Die erste Möglichkeit verkürzt die gesamte Tour um 8,5 km und führt auf dem Elberadweg Richtung Losswig bzw. Torgau direkt wieder zum Ausgangspunkt unserer Tour zurück. Als zweite Möglichkeit kann ausgehend vom Elberadweg bis nach Pflückuff geradelt werden. Dabei werden 7 km gegenüber der gesamten Tour eingespart. In Pflückuff fährt man auf dem Gänseweg bis zur Dahlener Straße, quert diese und folgt dem weiteren Verlauf der Entdeckertour ab dem Wegepunkt 21. Diese beiden Varianten sind insbesondere auch dann in Betracht zu ziehen, wenn aufgrund von Trockenheit die Waldbrandstufe 5 (generelles Betretungsverbot) ausgerufen wurde und der Abschnitt durch den Torgauer Ratsforst nicht befahren werden kann.
Für die große Tour folgen wir am (10) Wegepunkt der Radwegeausschilderung Richtung Schildau/Taura. Am Ortsausgang von Bennewitz fahren wir weiter auf der Kreisstraße (11) Richtung Beckwitz. Rechts der Straße haben wir einen Einblick in die Bennewitzer Teichlandschaft, welche als Teil des FFH-Gebietes „Großer Teich Torgau und benachbarte Teiche“ eine eindrucksvolle Flora und Fauna aufweist. Wer mehr erfahren möchte, dem sei an dieser Stelle die Entdeckertour 8 empfohlen.
Die Straße nimmt eine Rechtskurve und quert den (12) Flößgengraben. Hier steht direkt am linken Straßenrand eine Eiche mit auffallend großen, oval geformten Bohrlöchern und Fraßgängen am Stamm. Diese verraten das Vorkommen des Heldbocks. Seine gesamte Entwicklung, vom Ei über die Larve bis hin zur Verpuppung, findet im Baum statt und kann bis zu fünf Jahre dauern. Anschließend leben die erwachsenen Tiere nur noch einige Wochen, wobei sie sich meist an ihrem Brutbaum unter abstehender Rinde, in Fraßgängen oder in der Laubstreu aufhalten. Nach der Paarung und der Eiablage in der Eichenborke ist der Lebenszyklus dann bereits wieder beendet.
Vorbei an der Hofmolkerei Bennewitz geht es weiter entlang der Straße bis nach Beckwitz. Dort biegen wir im Ort (13) nach rechts auf die Ernst-Thälmann-Straße sowie an der Staatsstraße 24 erneut (14) nach rechts auf den straßenbegleitenden Radweg Richtung Torgau ab. Nach etwa 260 m (15) überqueren wir die Staatsstraße und fahren weiter auf dem Waldschlösschenweg. Dieser führt uns entlang einer Kirschallee bis zur Gaststätte Waldschlösschen. Solche Alleen mit alten knorrigen, aber auch jungen Bäumen bilden einen wichtigen Rückzugs- und Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleinsäugetiere innerhalb der Feldflur. Sie sind außerdem ein wertvolles Verbundelement und dienen als Wanderkorridor inmitten einer weiträumig offenen Landschaft.
Im Waldschlösschen lässt es sich zu jeder Jahreszeit, im Sommer auch auf einem schönen schattigen Freisitz, gut einkehren. Um zum Freisitz zu gelangen sowie um unsere Tour fortzusetzen, (16) überqueren wir noch einmal eine Staatsstraße. Wir fahren weiter auf einem von Robinien gesäumten Feldweg, welcher in der Ferne bereits den Blick auf den Torgauer Ratsforst frei gibt.
Noch vor der Waldkante wird das Areal rechts des Weges deutlich feuchter. Das sumpfige Gebiet ist als FFH-Lebensraumtyp „Feuchte Hochstaudenflur“ (LRT 6430) ausgewiesen und idealer Lebensraum für Kranich, Rohrammer und andere Vögel. Auch die Rotbauchunke findet hier je nach Wasserstand ein passendes Laich- und Aufenthaltsgewässer. Feuchte Hochstaudenfluren sind, wie der Name schon sagt, vor allem aus hochwüchsigen Stauden mit auffälligen Blütenständen aufgebaut, so dass diese im Sommer ein farbenprächtiges und buntblühendes Bild ergeben. Typische Arten sind z.B. Großes Mädesüß, Blutweiderich und Gilbweiderich.
Der Feldweg führt uns bis zu einer Kreuzung, an der wir (17) nach rechts abbiegen. Nach 250 m erreichen wir den Benkenteich, wo erneut eine Rasthütte sowie insbesondere auch der Blick auf den Teich zum Verweilen einladen. Mit etwas Glück können hier am umlaufenden Saulachgraben Eisvogel und Biber beobachtet werden. Der Benkenteich sowie die Feuchte Hochstaudenflur sind ebenso eine Teilfläche des FFH-Gebietes „Großer Teich Torgau und benachbarte Teiche“.
Wir fahren weiter auf dem Weg südlich des Teiches, rechts des Weges haben wir noch einmal weite Sicht über die Hochstaudenflur. Dann schließt sich der Wald und der Weg führt uns bis zu einer weiteren Wegekreuzung, an der wir (18) nach links abbiegen. Nun geht es auf einem Waldweg durch weitestgehend reinem Kiefernbestand geradeaus. Wir (19) passieren zwei Wegekreuzungen und stoßen nach 1 km auf den Sachsenweg. Hier biegen wir (20) nach rechts ab. Der nun folgende Wegabschnitt bildet linkerhand die Grenze zum Naturschutzgebiet „Großer Teich Torgau“, welches bereits 1995 ausgewiesen wurde. Es umfasst nicht nur den Großen Teich und seine Verlandungszone, sondern auch größere Bereiche des südlich gelegenen Torgauer Ratsforstes und der westlich angrenzenden Melpitzer Wiesen. Im Ratsforst sind dabei mehrere naturnahe Waldparzellen von Bedeutung, die z.T. auch als FFH-Lebensraumtyp „Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald“ (LRT 9160) kartiert wurden. Diese Wälder aus Stieleichen, Hainbuchen und Winterlinden stocken auf grund- bzw. wechselfeuchten Standorten und sind durch verschiedene Feuchtezeiger in der Bodenschicht charakterisiert. Die namengebende Große Sternmiere ist durch ihre schwertartigen, gegenständig stehenden Blätter, die auch im Winter grün bleiben, leicht zu erkennen. Oft ist der Lebensraumtyp durch einen farbenfrohen Frühlingsaspekt mit u.a. Buschwindröschen, Scharbockskraut und Wald-Veilchen gekennzeichnet.
Nach 1,5 km, vorbei an einer weiteren Raststation und Informationen zu hier im Wald befindlichen Hügelgräbern, verlassen wir den Ratsforst und folgen dem Weg „An der Bahn“. Vorbei am Repo-Markt und der ehemaligen Bahnstation führt uns dieser erneut zur Staatsstraße 24, wo wir der (21) Ausschilderung zum Biberhof folgen. Der folgende Wegabschnitt, vorbei am Biberhof und dem Großen Teich, lädt erneut dazu ein, sich Zeit zum Beobachten und Entdecken zu nehmen. Das Gebiet des Großen Teiches weist eine artenreiche Flora und Fauna auf, die es zu bewahren gilt. Wer mehr erfahren möchte, dem sei das Buch „Großer Teich Torgau“ von Gottfried Kohlhase ans Herz gelegt. Eine einzigartige Sammlung an Geschichten und Bildern, die die vielfältige Natur dieses Gebietes näherbringt.
An der B 182 angekommen biegen wir (22) nach links ab und nutzen den straßenbegleitenden Radweg, bis wir nach 200 m an einem Übergang die Straße überqueren. Auf der anderen Straßenseite angekommen, fahren wir gleich wieder (23) nach links auf den Radweg. Linkerhand begleitet uns nun hinter einer Hochwasserschutzmauer der Schwarze Graben, rechts des Weges ist eine Kleingartenanlage. Nach etwa 600 m erreichen wir den Ziegeleiweg. Wir biegen (24) nach rechts ab und folgen der Straße bis zum Torgauer Hafen. Dort halten wir uns (25) links und fahren auf den gepflasterten Fahrspuren entlang der Deichkante bis zur (2) Hafenbrücke, von wo aus wir zum Ausgangspunkt unserer Tour zurückkehren.