Der kleine beschauliche Ort Collm, 5km nordwestlich von Oschatz und 6 km nordöstlich von Wermsdorf gelegen, gehört mit seinen 250 Einwohnern zur Gemeinde Wermsdorf. Er befindet sich am Südhang des Collmberges.
Auf dem Friedhof des Örtchens kann man neben der evangelischen Kirche (romanische Saalkirche, erbaut 1350) auch die 1000-jährige Collmer Linde bestaunen. Sie ist eine sogenannte Gerichtslinde, d.h. unter ihr wurde im frühen Mittelalter durch den Landesherren Recht gesprochen. Die Sommerlinde wurde bereits 1949 als Baumdenkmal unter Schutz gestellt. Sie wird von Fledermäusen, Vögeln und allerlei Insekten als Unterkunft genutzt. Fachleute bewerten heute das Alter der Linde mit ca. 800 Jahren. Damit ist sie der älteste Baum Sachsens. Im Oktober 2022 verlieh die Gesellschaft für den Schutz von deutschen Bäumen der Collmer Linde den Titel Nationalerbe-Baum.
Ausgangspunkt unserer 11,5 km langen Wanderung ist der (1) Parkplatz im Westen des Dorfes Collm, direkt an der Wermsdorfer Straße (K8972) aus Richtung Mahlis kommend. Eine Infotafel auf dem Parkplatz weist schon auf einige Wanderrouten um Wermsdorf und seine Umgebung hin.
Die Anreise von Leipzig oder Dresden mit der Bahn (S 3/RE 50) erfolgt bis zum Bahnhof Oschatz und dann weiter mit der Buslinie 801 bis Collm.
Den Collmberg im Blick - mit seinen 314 m über NN die höchste Erhebung der Leipziger Tieflandsbucht - laufen wir den mit Pflaumen- und Spillingenbäumen gesäumten Trift (Rad- und Wanderweg) 850 m nach Westen. Dabei bekommen wir, auf den Wermsdorfer Wald und die angrenzenden Felder schauend, schon einen kleinen Vorgeschmack auf den späteren Ausblick vom Albertturm. An der (2) Wald-Feldkante biegen wir scharf rechts ab. Wir folgen dem kleinen versteckten Feldweg ca. 150 m leicht bergan bis zu einer Kreuzung, an der wir ebenfalls den (3) rechten Abzweig nehmen. Der lichtdurchlässige Bestand an Buchen, Eichen, Ebereschen und Nadelbäumen (Kiefern und Fichten) ermöglicht eine ausgeprägte Strauchschicht aus wilden Brombeeren und Adlerfarn.
Hier im Staatsforst weisen aufgestellte Warnschilder auf umstürzende Bäume und herabfallende Äste hin. Ursächlich dafür sind die große Trockenheit der letzten Jahre sowie dadurch vermehrt auftretende Insekten und Pilzbefall. Auf entgegenkommende Mountainbiker sollte ebenfalls geachtet werden.
Im letzten Abschnitt vorm Erreichen des Gipfels sind links und rechts des Weges kleine schwarze Kästen an den Bäumen sichtbar – Fledermauskästen. Es sind zusätzlich zu den natürlichen Baumhöhlen angelegte Quartiere für die streng geschützte Mopsfledermaus, einer FFH-Zielart, und andere baumbewohnende Fledermausarten, die hier in dem Gebiet ansässig sind, wie zum Beispiel Fransenfledermaus, Kleiner Abendsegler und Großer Abendsegler.
(4) Auf dem Berg angekommen erblickt man den 1854 erbauten und 18 m hohen Albertturm. Dieser bietet nach Erklimmen der knapp 100 Stufen einen wundervollen Ausblick (klares Wetter vorausgesetzt) auf den Wermsdorfer Wald, die Dahlener Heide, die Elbe, Leipzig mit dem Völkerschlachtdenkmal, den Rochlitzer Berg, den Petersberg bei Halle und sogar den Keilberg an der tschechischen Grenze.
Nach einer kleinen Rast in der Berghütte geht es die für Autos gesperrte, gepflasterte Collmbergstraße serpentinenartig einen guten Kilometer bergab. Dabei durchqueren wir einen großflächigen Buchen- sowie Eichenbestand, welcher als FFH-Lebensraumtyp Hainsimsen-Buchenwälder (LRT 9110) gekennzeichnet ist. Dieser Lebensraumtyp umfasst bodensaure, meist krautarme Rotbuchenwälder mit Beimischung von Trauben- und Stieleichen. Hier am Collmberg wird das Alter mancher Buchen und Eichen mit etwa 150 Jahren (Stand 2023) angegeben. Die Trockenheit der vergangenen Jahre hat so manchen Baum geschwächt. An lichten Stellen hat die Naturverjüngung bereits wieder begonnen.
Wir (5) überqueren die Verbindungsstraße (K8939) von Calbitz nach Collm, den Calbitzer Weg und ebenfalls den angrenzenden Parkplatz. Auf einem kleinen unbefestigten Waldweg, links flankiert von einer kleinen Kiefernschonung, erreichen wir den Schlangenberg (Höhe 226 m). Hier befindet sich eine gerodete Fläche, die von vereinzelten Birken, Eichen und Nadelbäumen umrandet ist und Platz für verschiedene Gräser, wie das Rote Straußgras und Farne, wie den Gewöhnlichen Wurmfarn bietet. Auch Brombeeren wachsen hier gut. Eine am Rand dieser Fläche umgestürzte Eiche bringt mit ihrer freigelegten Wurzel die verschiedenen entstehungsgeschichtlich relevanten Grundgesteine, wie quarzitische Grauwacke, Sandstein und Schiefer zum Vorschein.
Wir „schlagen“ uns weiter bergab. Den von Brombeeren gesäumten und stark mit Gras bewachsenen Weg folgen wir (6) nach links. Umgestürzte und abgebrochene Eichen, moosbewachsenes Totholz (Unterschlupf für verschiedene Käfer- und Insektenarten) und Maiglöckchen (Achtung giftig) prägen den letzten Abschnitt dieses Waldstücks.
Beim Heraustreten haben wir einen weiten Blick über Felder bis hin zur Ortschaft Calbitz und dem etwa 10 ha großen Stausee Kleinspeicher Calbitz, auch Calbe genannt. Der Kleinspeicher Calbitz und der Collm sind aufgrund ihrer Bedeutung als Lebensraum für gewässergebundene bzw. waldgebundene Vogelarten Bestandteil des SPA-Vogelschutzgebietes „Wermsdorfer Wald- und Teichgebiet“, welches insgesamt ein Gebiet von fast 7.000 ha umfasst.
Wir halten uns (7) rechts und folgen den mit Sträuchern (Hagebutte, Weißdorn, Rote Heckenkirsche) und Bäumen (Eberesche, Birke, Eiche) eingefassten Feldweg ca. 700 m bis zum (8) Seifteich. Der Seifteich wird von einem kleinen natürlichen Bachlauf gespeist und stellt ein wichtiges Amphibienlaichhabitat dar. Neben Teichfrosch, Seefrosch und Grasfrosch konnten hier auch die FFH-Zielarten Rotbauchunke und Kammmolch erfasst werden. Das Gewässer wird dem FFH-Lebensraumtyp Eutrophe Stillgewässer (LRT 3150) zugeordnet, das heißt es handelt sich um ein nährstoffreiches Stillgewässer. Als charakteristische Wasserpflanzen kommen Schwimmendes Laichkraut, Kamm-Laichkraut, Pfeilkraut und Flutender Schwaden im Seifteich vor. Flankiert wird der Teich von Schwarzerle, Gemeiner Esche, Eiche und Kastanie. Südlich des Gewässers schließt sich ein Bestand des FFH-Lebensraumtyps Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder (LRT 9160) an. Dieser Lebensraumtyp wächst natürlicherweise auf grundwassernahen, zeitweilig oder dauerhaft feuchten Böden mit hohem Grundwasserstand. Hauptbaumarten sind Stiel-Eiche und Hainbuche.
Den Seifteich rechts liegen lassend, erreichen wir im weiteren Verlauf des Feldweges den Oschatzer Kirchenwald. An der (9) ersten Kreuzung biegen wir rechts ab und laufen dann leicht bergan. Die Holzpolder gleich zu Beginn deuten auf die forstwirtschaftliche Nutzung des Mischwaldes hin. Holz wird nicht nur entnommen, sondern eingezäunte Schonungen zeugen auch von Nachpflanzungen, wie sich nach der (10) leichten Linksbiegung zeigt. Umzäunte Flächen, die die angepflanzten Jungbäume vor Wildverbiss schützen sollen, werden wir noch einige auf unserer Strecke passieren. Gegenüber der Schonung befindet sich ein Bestand eines weiteren FFH-Waldlebensraumtyps, den Labkraut-Eichen-Buchenwäldern (LRT 9170). Diese entwickeln sich natürlicherweise auf grundwasserfernen, nährstoffreichen Standorten. Stiel-Eiche, Trauben-Eiche und Hainbuche bilden die Hauptbaumarten.
Die ab dem Seifteich beschriebenen strukturreichen Eichen-Hainbuchenwälder, samt dem folgenden Wegabschnitt bis zum Wegpunkt (11), bieten erneut der bereits am Collm erwähnten Mopsfledermaus ein geeignetes Habitat. Darüber hinaus konnten die Arten Bartfledermaus, Brandtfeldermaus, Breitflügelfledermaus, Wasserfledermaus und Zwergfledermaus im Bereich des Seifteiches und seiner Umgebung nachgewiesen werden.
An der (11) Kreuzung des Oberweges verlassen wir nun das FFH-Gebiet „Collmberg und Oschatzer Kirchenwald“. Wer hier rechts abbiegt und dem Oberweg 2,5 km nach Westen folgt, gelangt wieder nach Collm zum Ausgangspunkt unserer Route.
Wir queren allerdings die Straße und biegen nach 50 m rechts in einen unscheinbaren, bewachsenen Waldweg ab. Dieser Abschnitt ist sehr ursprünglich, undurchdringlich und scheinbar unberührt. Wind, Trockenheit und Borkenkäfer hinterließen viele geschädigte, abgeknickte oder teilweise entwurzelte Kiefern und Birken - neben Eichen und Buchen Hauptbestandteil dieses Waldstücks. Er bietet somit einen hervorragenden Unterschlupf für viele kleine und große Waldbewohner. Das lichtdurchlässige Kornendach ermöglicht den Aufwuchs von kleinen Bäumen, vorrangig Eichen. Das trägt zur Verjüngung bzw. natürlichen Regeneration des Waldes bei.
An der nächsten (12) Gabelung halten wir uns rechts und überqueren das Merkwitzer Wasser, ein kleines Bächlein, das selten Wasser führt. Wir laufen vorbei an einer eingezäunten Kiefernschonung rechter Hand, kreuzen einen alten Handelsweg namens Butterweg und gelangen so in den Oschatzer Stadtwald.
Die folgenden knapp 500 m befestigter Weg scheinen eine Schneise zu schlagen. Linker Hand erhebt sich ein Laubwald vorrangig aus Eichen, Ahorn und Buchen und rechts ein Nadelwald aus Kiefern und Fichten.
Am nächsten kreuzenden Weg biegen wir (13) nach rechts ab und folgen dem Wegweiser Richtung Albertstein und Collm. Wir streifen nun einen Ausläufer des FFH-Gebietes „Döllnitz und Mutzschener Wasser“. Links des Weges, entlang des Alten Baches, begleiten uns erneut Flächen des FFH-Lebensraumtyps Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder (LRT 9160). Der (14) Albertstein ist nach ca. 500 m rechts versteckt im Wald zu finden und kennzeichnet den letzten Jagdstand (23. Oktober 1901) des ehemaligen sächsischen Königs Albert. Von hier ist es nur noch ein kleines Stück bis zur nächsten Schutzhütte. Bevor wir die letzten Meter unserer Wanderung im Wald zurücklegen, besteht hier die Möglichkeit noch einmal zu rasten.
Wir folgen dem Weg (15) nach rechts den Kuhberg hinauf, vorbei an zwei eingezäunten Eichenschonungen, bis zum abermals kreuzenden Butterweg. Hier erblicken wir eine alte, brüchige und ausgehöhlte Eiche, die Obdach für den Eremiten bietet. Die alten Eichen hier am Butterweg bieten, neben dem Altbaumbestand am Collm, ein weiteres wichtiges Habitat für diese streng geschützte FFH-Zielart. Neben Eichen besiedelt der Käfer ein breites Spektrum an Laubbaumarten, wie Linden, Eschen und Obstbäume. Nur im Sommer verlassen die ausgewachsenen Käfer gelegentlich ihre Mulmhöhlen und können dann auch an den Bäumen beobachtet werden.
Wir halten uns (16) links und verlassen den Wald nach 150 m. Den Collmberg fest im Blick legen wir die gut einen Kilometer lange Wegstrecke eingerahmt zwischen Wiesen und Feldern zurück, bevor wir am Ortseingang von Collm (17) nach rechts in den Hohlweg einbiegen. Den Weg bergauf voranschreitend, vorbei an Obstwiesen und Bauerngärten, können wir im Nordosten auf dem Windmühlenberg (247 m) die Bockwindmühle (erbaut 1734) des Örtchens erblicken.
An der (18) Kreuzung Oberweg/Hohlweg und Calbitzer Weg wenden wir uns nach links und folgen der Hauptstraße. Diese führt uns vorbei am Friedhof und dem denkmalgeschützten Alten Forsthaus, das unter August dem Starken 1708 erbaut wurde und heute mit seinem Biergarten zur Einkehr einlädt. Schließlich gelangen wir zum Parkplatz, unserem Ausgangspunkt dieser Wanderung.