Leinen los und Schiff Ahoi
Torgauer Zeitung,
Natura 2000-Schiffsexkursion auf der Elbe
Zu einer Natur(a)-Exkursion der ganz anderen Art lud kürzlich der Landschaftspflegeverband Torgau-Oschatz e.V. im Rahmen seines Projekts „Netzstelle Natura 2000“ ein.
Wurde bisher schon das ein oder andere FFH-Gebiet unserer Region erwandert oder mit dem Bus erkundet, so gab es dieses Mal Gelegenheit das „Elbtal zwischen Mühlberg und Greudnitz“ einmal vom Wasser aus kennen zu lernen. Die Nachfrage war groß und so startete das Motorboot „Roland“ bei voller Besatzung und bestem Sommer-Sonnen-Wetter zur Schiffsexkursion von Belgern nach Torgau.
Nahezu malerisch präsentierten sich die Elbaue und ihre Bewohner. Auf den durch den derzeit niedrigen Wasserstand freigelegten Kies- und Sandbänke konnten Möwen und Gänse sowie am Ufer zahlreiche Weißstörche beobachtet werden. An ihren Brutröhren in den Abbruchkanten des Elbufers flogen Uferschwalben ein und aus. Zwischen den am Ufer grasenden Schafherden gingen Graureiher auf Beutefang. Hoch oben in der Luft zogen Rot- und Schwarzmilan ihre Kreise. Selbst ein Fischadler zeigte sich der interessierten Schiffsbesatzung.
Trotz der Prägung durch den Menschen gehört die Elbe noch zu einer unserer letzten naturnahen Flusslandschaften. Weitgehend naturbelassene Altarme sowie magere Frischwiesen und Auenwälder prägen diesen vielgestaltigen Lebensraum. Neben der Bedeutung als Nahrungs- und Rastgebiet für Vögel bilden die Randbereiche der Elbe und ihr Altwasser wichtige Habitate für Fischotter und Rotbauchunke. Ihre Zuflüsse und das Nahrungsangebot an Weichgehölzen, wie Weide und Erle, schaffen für den Biber beste Lebensbedingungen.
Aber auch die Torgauer Flatterulme und der Bestand an Alteichen, als Vertreter des Hartholzauenwaldes, geben der Landschaft ihren besonderen Reiz. Letztere bieten zudem optimale Lebensbedingungen für Heldbock und Eremit, zwei stark gefährdete und im Inneren der Bäume lebende Käferarten. Für den vom Aussterben bedrohten Heldbock gilt das Riesa-Torgauer Elbtal als Hauptverbreitungsgebiet in Sachsen. Mit welchen Maßnahmen das Vorkommen des Käfers auch für die Zukunft nachhaltig gesichert werden kann, darüber konnten sich die Teilnehmer nicht nur informieren, sondern auf einem Landgang bei Graditz auch selbst ein Bild machen.
Bevor es nach der kleinen Wanderung wieder aufs Schiff ging, durfte ein Picknick am Elbufer nicht fehlen. Mathias Schneider traf mit seinen Produkten vom Hereford Elbeweidrind dabei genau den Geschmack und machte die Veranstaltung so für viele Teilnehmer auch zu einer kulinarischen Entdeckungsreise.
Naturschutz muss nicht immer Nutzungsaufgabe bedeuten. Auch eine standortgerechte Bewirtschaftung und Pflege kann zur Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung einer Landschaft in ihrer ganzen Vielfalt beitragen. Dafür steht Natura 2000, welches als europäisches Schutzgebietssystem es erstmals möglich macht, Arten und Lebensräume über einen ganzen Kontinent hinweg zu vernetzen und zu schützen. Fließgewässer wie die Elbe bilden hierbei wichtige Verbindungsachsen.
Auf der Rückfahrt unterstrich Gottfried Kohlhase mit seinen interessanten Ausführungen zum NSG Alte Elbe Kathewitz nochmals die regionale Besonderheit und den Stellenwert der Natur vor unserer Haustür für die Bewahrung der biologischen Vielfalt.
Neben all dem informativen Austausch blieb auch immer wieder Zeit um Natur(a) einfach nur wahrzunehmen, zu entdecken und zu erleben. Wir danken dem Seesportclub Belgern-Torgau e.V. und der versierten Schiffscrew, dass diese besondere und sicher allen in Erinnerung bleibende Exkursion möglich wurde.
Nicole Sieck, Projektkoordinatorin Netzstelle Natura 2000
