Natur(a)berichte

Mit dem Fahrrad durch Wald und Heide

Fahrrad-Exkursion in das FFH-Gebiet "Dünengebiet Dautzschen-Döbrichau"

 

Riesige Holzpolder, lückige Waldbestände und eine Heide, die im letzten Sommer aufgrund der Dürre nicht geblüht hat - deutlich haben Orkan „Friederike“ sowie nachfolgende Sturmböen und die anhaltende Trockenheit auch im FFH-Gebiet „Dünengebiet Dautzschen-Döbrichau“ ihre Spuren hinterlassen. Neben der aktuellen Klimadebatte war jedoch vorrangig der naturschutzfachliche Wert des zwischen Zwethau, Döbrichau und Dautzschen gelegenen Waldgebietes Thema einer Fahrradexkursion am Sonntag vor Ostern. Dazu eingeladen hatten Nicole Sieck, Projektleiterin der Netzstelle Natura 2000, sowie Nancy Stölzner von der Abteilung Naturschutz des Bundesforstbetriebs Mittelelbe.
Solche Exkursionen - ob zu Fuß, mit dem Bus oder eben auch mal per Fahrrad - in die FFH- und Vogelschutzgebiete unserer Region sind regelmäßiger Bestandteil einer vielfältigen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit der Netzstelle Natura 2000, einem Projekt des Landschaftspflegeverbandes Torgau-Oschatz e.V. (LPV TO). Unter dem Motto „Entdecke Europa vor deiner Haustür!“ möchte der Verein auf die Bedeutung der bei uns beheimateten Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume für die Bewahrung der biologischen Vielfalt Europas aufmerksam machen. Denn das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 macht erstmals einen länderübergreifenden Schutz bedrohter Arten und Lebensräume möglich.
Im FFH-Gebiet „Dünengebiet Dautzschen-Döbrichau“ sind es vor allem die Binnendünen mit offenen Grasflächen und die Trockenen Heiden, welche für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten einen wertvollen Lebensraum darstellen. Zu nennen sind hier die Vogelarten Wiedehopf, Ziegenmelker, Heide- und Feldlerche (Vogel des Jahres 2019), aber auch verschiedene Heuschrecken-Arten, wie die Blauflügelige Ödlandschrecke, sowie Moose und Flechten. Auch wenn diese Lebensräume nur 3% der Gesamtfläche des überwiegend bewaldeten Schutzgebietes ausmachen, für den Verbund mit Vorkommen zum Beispiel in anderen Teilen der Annaburger Heide sind sie von hoher Bedeutung.
Ebenso wie Wiesen sind Heiden allerdings vom Menschen geschaffene Lebensräume und bedürfen somit einer entsprechenden Pflege um als Lebensraum erhalten zu bleiben. Würde man der Natur freien Lauf lassen, würden Sträucher und Bäume die Flächen wieder für sich gewinnen. Wie die Heiden hier entstanden sind und in welcher Art und Weise sie heute naturverträglich gepflegt werden, war eines von vielen interessanten Themen, denen die Teilnehmer der Fahrrad-Exkursion aufmerksam lauschten. Schwerpunkt waren auch die zum Teil 100-jährigen Eichen, welche inmitten des ansonsten reinen Kiefernbestandes mit ihrem Höhlenreichtum und Totholzanteil einen weiteren wertvollen Lebensraum für eine Vielzahl an Arten bieten.
Anschaulich und lebendig verstand es Nancy Stölzner die Inhalte vorzutragen. Ein reger Austausch mit den sieben Teilnehmern sowie Nicole Sieck und Cordula Volkmer vom LPV TO gestaltete die insgesamt vierstündige Tour kurzweilig. Dass es einzig und ausgerechnet an diesem Tag regnete, ließ angesichts der weiterhin aktuellen Dürre-Thematik durchaus etwas Ironie zu. Einige im Vorfeld Interessierte sagten ihre Teilnahme aufgrund des Regens und der Kälte wieder ab… diejenigen die kamen, waren dagegen bestens gerüstet und fest entschlossen dem Wetter die Stirn zu bieten. Letztlich zeigte sich die extreme Trockenheit bei diesem Wetter erst recht, denn wo die Räder den feuchten Oberboden aufbrachen kam staubtrockener Sand hervor. Eine Situation, die nicht nur den Forstleuten zutiefst Sorge bereitet.
An den Fahrrädern setzte sich das Gemenge aus feuchtem und trockenem Waldboden so richtig schön fest und ließ Bremsen und Ketten knirschen. Der Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch. Angetan von den Eindrücken bedankten sich die Teilnehmer für die Einblicke, Erläuterungen und Erkenntnisse. Der Dank des LPV TO gilt dem Bundesforstbetrieb Mittelelbe für die unkomplizierte Unterstützung und Durchführung dieser gelungenen Veranstaltung.

Nicole Sieck, Projektkoordinatorin Netzstelle Natura 2000

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